Es war einmal im Jahre 1647. Schon seit vielen Monaten waren sie an Bord der Haerlem – eine Mannschaft aus furchtlosen, hartgesottenen Seebären. Doch dann, eines nachts, kam ein unglaublicher Sturm auf. Mit aller Kraft, allem Geschick und allen Möglichkeiten versuchte die Crew das holländische Schiff zu retten, aber alles war vergebens. Die Haerlem lief auf Grund an der gefährlichen Küste des Kaps der Stürme – besser bekannt als Kap der Guten Hoffnung. Glück im Unglück – Die Mannschaft überlebte, aber das Schiff war hinüber, keine Möglichkeit in Sicht von diesem verfluchten Land wegzukommen. Ein ganzes Jahr lang saßen die Männer fest und sicherten ihr Überleben durch den Anbau von Gemüse und den Handel mit dem einheimischen Volk der Khoikhoi. Ihre Berichte, dass es dort viel Süßwasser, Fische und Wild gebe, motivierte die Niederländische Ostindien- Kompanie VOC (General Verenighde Nederlandsche g’octroieerde Oostindische Compagnie), am Kap einen Stützpunkt zur Nahrungsmittelversorgung der Schiffe zu errichten. Die VOC, ein Zusammenschluss kleiner niederländischer Händler, die den Handel für die Regierung übernahm, wollte das Monopol Portugals auf dem Seeweg um das Kap brechen, um am lukrativen Gewürzhandel mit dem Osten teilzuhaben.
Auf diese Weise kam dann ein paar Jahre später, 1652, Jan van Riebeeck ins heutige Südafrika. Er wurde mit der Aufgabe betreut das Land zu bestellen und damit einen Versorgungsstützpunkt für holländische Schiffe zu errichten. So kamen auch die ersten Rebstöcke 1655 den Weg in die Kapregion. Und 1659 findet man im Tagebuch von Jan van Riebeeck: „Heute, Gott sei Lob und Dank, wurde zum ersten Male Wein aus den Trauben am Kap gepresst, und der frische Most wurde direkt aus dem Fass gekostet.“
Nach und nach folgten auch immer mehr einfache Bauern dem Vorbild der Kolonialisten und so wurden immer größere Flächen mit Wein bestockt.
Als dann Simon van der Stel 1685 Riebeecks Aufgaben übernahm, begann dieser mit Pflanzungen an den unteren Hängen der Steebergen in Constantia. Hier liegt schließlich auch der Ursprung der berühmten, geschichtsträchtigen und süßen Constantia-Weine der Rebsorten Muscadelle, Pontac und Frontignac, die etwa 200 Jahre lang die wertvollsten Weine der Anbauregion am Kap waren. Die Winzer von Constantia legten mehr Wert auf Qualität als Quantität und widmeten sich mit Sorgfalt ihren Weingärten. Hier bestand der Unterschied zu den mehr robusten und weniger verfeinerten Weinen, die andernorts produziert wurden.
Beispielsweise Friedrich der Große von Preußen war ein großer Liebhaber der Weine aus Constantia. Auch sonst findet man in den großen Weinkellern dieser Zeit auf der ganzen Welt Aufzeichnungen über beträchtliche Mengen an Constantiaweinen. Die britische Autorin Jane Austen schrieb sogar ein Buch darüber: „Sinn und Sinnlichkeit“.
1688 waren die Hugenotten auf der Flucht aus Frankreich. Auch sie kamen teilweise nach Südafrika, und konnten, da sie viel Erfahrung mit Wissen mitbrachten, dem Weinbau einen gewaltigen Aufschwung verpassen.
im 18. Jahrhundert entstand eine enorme Überproduktion an Weinen von schlechter Qualität, die wenig Absatz fanden. Aufschwünge gab es in Zeiten, wenn in Europa Krieg herrschte, und in der Zeit der britischen Besetzung.
1861 kam es dann zum GAU für den Weinanbau in Südafrika. Durch Reblausbefall waren die Rebstöcke so gut wie ausgerottet, bis dann aus Amerika reblausresistente Wurzelstöcke kamen.
Als dann 1948 durch einen Regierungswechsel der Ära der Apartheid eingeläutet wurde sah es schlecht aus für den Weinbau. Viele Handelspartner verhängten Boykotte und Sanktionen. Der Export ging rasant zurück.
Die Freilassung Nelson Mandelas 1994 und der rasche – und glücklicherweise friedliche – Übergang zur Demokratie ebneten schließlich den Weg für qualitätsorientierten Weinbau in der modernen Zeit. Zusammen mit der Schaffung einer Werbeinstitution (Wines of South Africa) konnte eine Generation junger Kellermeister im Ausland arbeiten und reisen. Mit neuen Erkenntnissen, Methoden und Ideen kehrten diese heim und revolutionierten den Weinbau. Der internationale Wettbewerb und ein rasantes Absatzwachstum führten zu einem Stilwandel der südafrikanischen Weine sowie zu einem verstärkten Interesse der Winzer an der Verbesserung ihrer Qualität. Das zeigt sich an der großen Zahl internationaler Auszeichnungen, die südafrikanische Weine seit den ersten demokratischen Wahlen 1994 für sich verbuchen konnten. Sie illustrieren den bemerkenswerten Wandel der Weinwirtschaft, der heute gleichzeitig 350 und 20 Jahre alt ist.