Die Geschichte des Vereinigten Königreiches von Großbritannien ist – sagen wir es mal so – bewegt. Das trifft so auch in etwa auf die Geschichte der Weinproduktion in diesem sehr nördlich gelegenen Inselstaat zu. Denn ja, Sie haben richtig gehört, die Briten trinken nicht nur gern, es gab und gibt tatsächlich Weinanbau im „immerregnerischen“ England.
Erstmalig brachten die Römer – wer auch sonst? – die Idee des Weinbaus bis nach London. Aber auch im späteren Verlauf der letzten Jahrtausende, entstanden immer wider Beziehungen zum Weinbau, erst durch die Seefahrer, später durch das stets politisch eng verknüpfte Nachbarland Frankreich. Natürlich wollten dabei die Herrscher nicht nur Wein importieren, sondern immer wieder kam die Idee auf, man könnte doch auch selbst versuchen, in die Produktion einzusteigen. Ernsthafte Erfolge wurden damit allerdings nie zu Buche geführt.
Doch in der eher jüngeren Geschichte, nämlich in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, gab es tatsächlich einige Liebhaber, die Rebsorten entdeckten, die durch geeignet für den Weinanbau auf der Insel zu sein schienen. So begann nach und nach der Weinbau in Großbritannien zu wachsen. Allerdings kommen dabei nur die südlichen Bereiche in England und die Inseln des Kanals in Frage. Heutzutage reden wir von etwa 400 Winzern in diesen Regionen, die allerdings fast ausschließlich den Weinanbau nur als Nebenerwerb betreiben. Wirklich Existenzsicherung scheint dadurch nicht wirklich gegeben zu sein.
Ein Weinanbaugebiet findet sich nord-östlich von London und reicht bis zur Nordküste von Norfolk. Hier stellt das Klima ein sehr großes Risiko für die Weinberge dar, wodurch hauptsächlich Kreuzungen aus deutschen Weißweinen angebaut werden, die dem noch am Ehesten stand halten können. Eine weitere Weinregion, namens Kent, liegt direkt am Golfstrom, wodurch ein sehr gemäßigtes Klima vom Meer her kommt, dass den Weinbau schon eher ermöglicht. Aber jegliche Experimente mit roten reben sind auch hier bis jetzt gescheitert. Gleiches findet man im Südwesten von England. Es findet sich eigentlich kaum ein Weinberg im ganzen Vereinigten Königreich, auf dem rote Trauben eine ernsthafte Chance hätten, zu gedeihen oder qualitativ annehmbare Erträge zu liefern. So auch rund um Wales, dem letzten Anbaugebiet, das man hier findet.
Grundsätzlich kann man die Titelfrage so beantworten:
Ja, es gibt tatsächlich Weinbau im Vereinigten Königreich. tatsächlich gibt es sogar qualitativ gute Weine von dort. Allerdings lässt sich das eher auf das Können, die Kreativität und das Durchhaltevermögen der Weinbauern zurückführen. Für wirklich hochwertige Produktion sind die Bedingungen einfach nicht gegeben. Die Böden sind fast überall zu feucht, das Klima ist nicht nur zu kalt, sondern einfach auch zu rau und zu unbeständig. Das bietet viel zu viele Risiken, als dass der Weinbau je eine echte Chance haben wird. Auf einen guten Jahrgang wird man aufgrund des Wetters immer zehn schlecht finden. Das kann sich nicht rentieren.