Heute möchte ich über eine eher ungewöhnliche und unbekannte Region für Weinbau berichten – Der Türkei. Nach heutigen Maßstäben ist der Weinbau in der Türkei nicht gerade marktentscheidend oder überhaupt bekannt. Die meisten Leute haben vermutlich keine Ahnung, dass es tatsächlich eine kleine Gruppe von Winzern in der Türkei gibt, die den Rebensaft keltern und produzieren.
Allerdings muss man dazu sagen, dass der Weinbau in der Türkei schon eine sehr lange Tradition hat. Wenn ich von den Anfängen des türkischen Weinbaus spreche, dann rede ich nicht von der Renaissance, nicht vom Mittelalter und auch nicht von der Antike. Schon bevor die großen ägyptischen Völker Nordafrika beherrschten gab es Weinbau in der heutigen Türkei. Archäologische Funde bestätigen, dass dort schon im Jahre 5000 vor Christus Wein hergestellt wurde. Der Wein aus Anatolien galt dann in der Antike als luxuriös und hochwertig und nur die Reichsten der Reichen konnten sich eine Flasche der sehr teuer gehandelten Weine leisten. Und die byzantinischen Weine waren ein wirklich berühmtes und geschätztes Handelsgut, wenn es an den Warenaustausch mit anderen Völkern ging.
Als dann die türkischen Invasoren die damaligen Gebiete eroberten kam der florierende Weinbau der Gegend nach und nach zum Erliegen. Im Jahre 1453, als Konstantinopel durch die türkischen Armeen eingenommen wurde, hörte man überhaupt nichts mehr von den ehemals großen Weinen der Region. Aufgrund von staatlichen Verboten und anderen Regelungen kam der Weinbau in der heutigen Türkei für die nächsten 400 Jahre fast komplett zum Stillstand. Die vorhandenen Trauben wurden zur Rosinenproduktion verwendet, da Alkohol im Koran als „Haram“ bezeichnet wird. Was so viel wie Sünde bedeutet, und ganz klar besagt, dass es einem gläubigen Muslim strengstens verboten ist, einen Schluck Alkohol zu sich zu nehmen. Die wenigen nichtmuslimischen Minderheiten im Volk, unter denen man zum Beispiel einige Armenier, teilweise Griechen und natürlich auch Juden fand, konnten zwar weiterhin Weinbau betreiben, nur entstanden selbstverständlich keine großen Weingüter mehr, wie zur Zeit Anatoliens oder Byzants. Als dann später der berühmte Gründervater Atatürk begann, einen neuen Staat aufzubauen, wurde der Anbau von Wein wieder normalisiert und in größerem Stil überhaupt möglich. Der Staatsherr selbst war ein großer Liebhaber des Weins und hatte somit auch private Interessen daran, die Weingüter direkt zu fördern und die Produktion qualitativ zu verbessern.
Zwischen 1960 und 1980 musste die Weinbauregion Türkei wieder einen starken Rückschlag hinnehmen. Einer der Gründe dafür findet sich in den ersten großen Auswanderungswellen Richtung Mitteleuropa, die fast als Landflucht bezeichnet werden können. Des Weiteren vermehrte sich der Befall mit der Rebkrankheit Phylloxera, sodass viele Anbauflächen komplett unbewirtschaftbar wurden. Nach dieser Zeit entstand allerdings nach und nach wieder eine Regenerierung der türkischen Weine. Die Qualität nimmt seit dem wieder steig zu, und auch die Quantität kann so manchen Zuschlag verbuchen. Heutzutage finden wir die bedeutendsten Anbaugebiete an der Ägäisküste. In diesen niederschlagreichen Regionen findet man etwa zwei Drittel des gesamten türkischen Weinbaus. 34 verschiedene nationale und internationale Rebsorten haben hier ein Zuhause gefunden. Doch auch am Schwarzen Meer haben einige Winzer ihre Anbaugebiete. Ursprünglich galt diese Region als der Herkunftsort der alten Reben.