11. November 2024

Wein aus Bulgarien – Das Erbe der Thraker

Es war einmal, damals, vor über 1000 Jahren. Die Thraker, ein riesiges, indogermanisches Volk, bevölkerten im 8. Jahrhundert vor Christus den ganzen Balkan und Gebiete bis nach Kleinasien. Herodot bezeichnete sie als das größte Volk nach den Indern zu dieser Zeit. So besiedelten sie damals auch das heutige Bulgarien. Wenn man antiken, griechischen Quellen trauen kann, die natürlich nicht nur auf freundschaftlichen Beziehungen beruhten, dann bestand dieses Volk aus trinkfesten und raubeinigen Haudegen.  Eine gängige Beschimpfung in der griechischen Literatur bei Archilochos beispielsweise war: „Er trinkt wie ein Thraker.“ Sogar der griechische Gott des Weines Dionysos galt deshalb als thrakisch.

Weinbau Bulgarien Gebirgsansicht
Weinregion im Pirin-Gebirge in der Nähe Melnik, Bulgarien

Man merkt, dieses Volk muss berühmt gewesen sein, für seine Feiern, die Trinkfestigkeit und natürlich den Weinbau. So waren es die Thraker, die im 8. Jahrhundert vor Christus begonnen, Wein im heutigen Bulgarien anzupflanzen. Als dann die römischen Besatzungsmächte die Varianten an Kelter- und Weinbaumethoden noch um ein Vielfaches bereicherten, wurde thrakischer Wein aus Bulgarien im ganzen großen Reich ums Mittelmeer berühmt. Viele Wohlhabende genossen diese edlen Tropfen aus dem fernen Balkan und ließen dafür auch gerne ein paar Groschen springen.

Bulgarien etablierte sich als hervorragendes Weinbaugebiet und über viele Jahrhunderte wurde diese Tradition fortgeführt. Beispielsweise die mittelalterlichen Mönche betrieben den Weinbau sehr aktiv und exportierten ihren Rotwein auch in ferne Länder. Als dann allerdings die Türken große Teile des Balkans besetzt hielten, verlor der Weinbau in Bulgarien zunehmend an Bedeutung. Den Moslems ist im Koran offiziell der Genuss von Wein verboten, was damals auch gewissenhaft gelebt wurde.

Allerdings hielt sich der Weinbau trotzdem störrisch in der Region und überdauerte vor allem mit dem Anbau von Tafeltrauben die türkische Herrschaftsperiode. Der Reblausbefall anfang des 20. Jahrhunderts vernichtete allerdings, wie in ganz Europa, auch in Bulgarien leider einen Großteil der Anbauflächen. Das führte zu einem Neuanfang, bei dem neben den klassischen Rebsorten auch neuartige französische angepflanzt wurden.

In der sozialistisch geführten Zeit des Ostblocks war die Weinindustrie in Bulgarien dann in staatlicher Hand und war hauptsächlich für den Export in andere Teile der Sowjetunion bestimmt. Seit der Wiedervereinigung sind wieder alle Weingüter privatisiert und der Weinbau floriert mithilfe von Modernisierungsprogrammen, obwohl viele der Rebstöcke überdurchschnittlich alt und schlecht gepflegt sind.

Auf knapp 100.000 Hektar Land wird heute Wein angebaut und Bulgarien zählt inzwischen zu den 20 größten Weinerzeugungsländern weltweit .

Rebsorten in Bulgarien:

Pamid (22%), Merlot (11%), Cabernet Sauvignon (10%), Rkaziteli (9%), Dimiat (8%)

Anbauregionen für Wein aus Bulgarien

Die Einzigartigkeit bulgarischer Weine entsteht durch die große Vielfalt an unterschiedlichen Bodenverhältnissen und dem stark abweichenden Klima in jeder Region. Geschmacksstoffe und Aromen bekommen die bulgarischen Trauben durch ein meist mildes Klima und viel Sonnenlicht. Die Qualität dieser Weine wird inzwischen von allen Kennern gelobt und ist unter anderem auch gesetzlich durch das Weingesetz (1979) gewährleistet. Grundsätzlich kann man sagen, dass man mit bulgarischem Wein meistens ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bekommt. Aber probieren Sie selbst! Ich garantiere Ihnen, Sie werden überrascht sein!

Meine Weinempfehlung für einen guten Tropfen aus Bulgarien:

2009er Domain Bessa Valley Enira